Politisches Online-Microtargeting im Kontext der Europawahl 2024: Einstellungen, Wissen, Partizipation, Privatheit
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG; FKZ 519731504)
Laufzeit: 2023-2026
Im Forschungsprojekt (gemeinsam mit Sabine Trepte, Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Hohenheim) wird die Wahrnehmung und Wirkung von politischem Online-Microtargeting deutscher Parteien bei der Europawahl 2024 untersucht. Dabei werden innovative Methoden eingesetzt, um herauszufinden, inwiefern maßgeschneiderte Werbeanzeigen auf Facebook von Wählerinnen und Wählern wahrgenommen werden und wie sie politische Einstellungen, politisches Wissen und Partizipation beeinflussen. Ein besonderer Fokus wird auf die Rolle von individuellen Bedürfnisse nach Privatheit und der informationellen Selbstbestimmung von Bürgerinnen und Bürger in diesen Wahrnehmungs- und Wirkungsprozessen gelegt.
Erstens werden qualitative Methoden zur Vorab-Exploration der Wahrnehmung von politischem Online-Microtargeting durch Wählerinnen und Wähler genutzt. Zweitens wird auf eine Kombination aus Nutzertracking und vierwelliger Panel-Befragung während des Europawahlkampfs zurückgegriffen, um die Wirkungen der von deutschen Parteien eingesetzten Werbeanzeigen auf Einstellungen, Partizipationsbereitschaft und politisches Wissen in Abhängigkeit von soziodemografischen Faktoren und Parteieigenschaft der untersuchten Personen zu analysieren. Drittens werden experimentelle Studien durchgeführt, um zu untersuchen, inwiefern die Nutzung von persönlichen Daten sowie die Übereinstimmung zwischen der Wahlwerbung und den Eigenschaften der Rezipientinnen und Rezipienten einen Einfluss auf die Wirkungen des Online-Microtargetings haben. Auf Basis der Befunde liefert das Projekt Hinweise, wo Regulierungsmaßnahmen ansetzen können und prüft, auf welchen Stufen des Wahrnehmungsprozesses Gefahren für demokratische Prozesse drohen und für welche Nutzergruppen konkreter Handlungsbedarf besteht.
Projektleiterin und Projektleiter: Prof. Dr. Sabine Trepte (Institut für Kommunikationswissenschaft, Universität Hohenheim), Prof. Dr. Marcus Maurer & Dr. Simon Kruschinski
Projektmitarbeiter: N.N.
Konsens und Polarisierung während der COVID-19-Pandemie (KoPoCoV). Eine automatisierte Analyse der Meinungsdynamiken auf Twitter
Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF; FKZ 01UP2229A)
Laufzeit: 2023-2026
Im Verbundprojekt (gemeinsam mit dem Ubiquitous Knowledge Processing Lab des Computer Science Department der TU Darmstadt) werden Konsens und Polarisierung in den Positionen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen (Wissenschaft, Politik, Medien, Bevölkerung) zu den Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie im sozialen Netzwerk Twitter gemessen. Dabei sollen mithilfe innovativer Methoden aus dem Bereich des Natural Language Processing (NLP) Meinungsäußerungen automatisiert erfasst und Meinungsdynamiken mithilfe zeitreihenanalytischer Verfahren statistisch modelliert werden, um Ursachen und Entwicklungen gesellschaftlicher Spaltungsprozesse zu erkennen. Konkret werden dabei u.a. folgende Fragen beantwortet: Wie haben verschiedene gesellschaftliche Gruppen (z.B. die Politik oder die Medien) und Subgruppen (z.B. unterschiedliche Parteien und Medien mit unterschiedlichen redaktionellen Linien) die Corona-Maßnahmen bewertet, wie hat sich dies im Zeitverlauf verändert und wie haben sich die Positionen der unterschiedlichen Gruppen wechselseitig beeinflusst? Da die hier entwickelten NLP-Modelle zudem auf zukünftige Krisen übertragen werden können, erlaubt es das Projekt, allgemeine Muster in der Entstehung von Konsens und Polarisierung in Krisen zu identifizieren und ermöglicht eine Art gesellschaftliches Frühwarnsystem, das aufkommende Spaltungstendenzen erkennen kann. Neben diesem inhaltlichen Ziel verfolgt das Projekt zudem zwei methodische Ziele: Erstens sollen Vergleiche der auf Twitter gemessenen Meinungsäußerungen mit repräsentativen Bevölkerungsumfragen Auskunft darüber geben, wie gut sich der Diskurs auf Twitter als Indikator für die öffentliche Meinung eignet. Zweitens sollen die innovativen NLP-Verfahren auf sozialwissenschaftliche Fragestellungen angewandt und dadurch weiterentwickelt werden.
Projektleiter: Prof. Dr. Marcus Maurer & Prof. Dr. Iryna Gurevych (Computer Science Department, TU Darmstadt)
Projektmitarbeiter: Dr. Simon Kruschinski & Tilman Beck, M.A. (Computer Science Department, TU Darmstadt)
Einsatz und Wirkung von generativer künstlicher Intelligenz in politischen Kampagnen
Gefördert durch die Otto Brenner Stiftung
Laufzeit: 2023-2024
Das Forschungsprojekt analysiert den Einsatz und die Wirkung von generativer KI in politischen Kampagnen in zwei Teilprojekten am Beispiel der Social-Media-Kommunikation von Parteien und Spitzenkandidierenden bei den Landtagswahlen in Hessen und in Bayern 2023. Mithilfe einer Methodenkombination aus quantitativer Inhaltsanalyse der Posts und Werbeanzeigen auf Social Media und einem Online-Experiment zur Wirkung von KI-generierten Inhalten auf die Einstellungen und das Verhalten von Wählerinnen und Wählern soll ein möglichst umfassender Blick auf den Einsatz und die Wirkung von generativer KI in der politischen Kommunikation ermöglicht werden. Das Projekt hat somit das Ziel, sich evidenzbasiert mit den Potenzialen, Herausforderungen und potenziellen Gefahren durch KI-generierte politische Kampagnenbotschaften auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, einen möglichen Missbrauch von KI aufzudecken und sicherzustellen, dass die Möglichkeiten von generativer KI im demokratischen Diskurs genutzt werden können, ohne die Grundlagen unserer demokratischen Gesellschaft zu untergraben oder zu gefährden. Dies wird durch die Entwicklung von Best Practices, Transparenz- und Regulierungsmaßnahmen für den Einsatz von generativer KI in der politischen Kommunikation geschehen. Außerdem sollen die Ergebnisse zur Stärkung der Medienkompetenz der Bürgerinnen und Bürger genutzt werden.
Projektleiter: Dr. Simon Kruschinski & Dr. Pablo Jost
Die Qualität der Medienberichterstattung über den Ukraine-Krieg
Gefördert durch die Otto Brenner Stiftung
Der russische Krieg gegen die Ukraine ist nach der „Flüchtlingskrise“ und der Corona-Pandemie das dritte große Thema innerhalb der letzten Jahre, bei dem sich die Nachrichtenmedien in Deutschland massiver Kritik ausgesetzt sehen: Die Berichterstattung unterstütze die Positionen der Bundesregierung und befürworte einseitig die militärische Unterstützung der Ukraine. Ob diese Vorwürfe zutreffen, ist bislang unklar, weil sie auf subjektiven Eindrücken Einzelner basieren, die stark durch ihre eigene Konfliktsicht geprägt sind. Im Projekt wird deshalb eine quantitative Inhaltsanalyse der Berichterstattung von acht deutschen Leitmedien durchgeführt. Im Zentrum der Analyse steht die Frage, wie vielfältig und ausgewogen deutsche Nachrichtenmedien über den Krieg und unterschiedliche Positionen zum Krieg berichtet haben, und ob sich dies im Verlauf der ersten drei Kriegsmonate verändert hat.
Projektleiter: Prof. Dr. Marcus Maurer, Dr. Pablo Jost und Dr. Jörg Haßler (LMU München)
Digitalisierung als Treiber der Pandemie? Mediale Krisenkommunikation unter den Bedingungen digitaler Öffentlichkeiten während der Corona-Krise 2020/2021
Gefördert durch das Bayrische Institut für Digitale Transformation und die Rudolf-Augstein-Stiftung
Im Projekt wird mit einer quantitativen Inhaltsanalyse analysiert, wie die COVID-19-Pandemie von Januar 2020 bis Dezember 2021 in rund 20 Online- und Offline-Nachrichtenmedien, sog. Online-Alternativmedien und User-Generated-Content auf Sozialen Netzwerken dargestellt bzw. reflektiert und bewertet wurde. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Darstellung und Bewertung von unterschiedlichen Akteuren, dem Pandemiegeschehen und den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie sowie ein Vergleich mit offziellen Statistiken und Meinungsumfragen. Mit den Ergebnissen sind Aussagen über die Qualität der Medienberichterstattung und über den Einfluss des Online-Diskurses möglich.
Projektleiter: Prof. Dr. Marcus Maurer, Prof. Dr. Carsten Reinemann (LMU München)
Projektmitarbeiter: Dr. Simon Kruschinski
Digital Pandemic Campaiging (DiPaCa): Wie Parteien und Spitzenkandidierende mit dem Thema COVID-19 bei der Bundestagswahl 2021 auf Facebook und Instagram Wahlkampf machen
Gefördert durch den Forschungsschwerpunkt Interdisciplinary Public Policy (IPP)
DiPaCa ist Teil der Social-Media-Wahlanalyse 2021 unter der Leitung von Dr. Jörg Haßler
Im Superwahljahr 2021 ist die COVID-19-Pandemie eine beispiellose Herausforderung für die Wahlkampfkommunikation: 1) Wahlkampagnen sind aufgrund der Abstandsregelungen gezwungen, altbewährte Kommunikationsstrategien auf den Prüfstand zu stellen und verstärkt auf „kontaktlose“ digitale Plattformen zu setzen. 2) „Corona“ wird die Themenagenden dominieren und Wahlkampagnen müssen sich programmatisch zum Umgang mit dem Virus und zu Maßnahmen positionieren.
Das Projekt fragt danach, wie Parteien und Kandidierende mit dem Thema COVID-19 bei der Bundestagswahl 2021 auf Facebook und Instagram Wahlkampf machen. Konkret wird untersucht, wie Posts und maßgeschneiderte Werbeanzeigen zur Ansprache der Wählerinnen und Wähler mit dem Thema COVID-19 genutzt werden und wie die Wählerinnen und Wähler auf diese Informationen reagieren. Dabei steht im Mittelpunkt, ob COVID-19 bspw. zur (De)Mobilisierung oder für einen Angriffswahlkampf genutzt wird. Ob Parteien und Kandidierende mit COVID-19 Populismus betreiben oder sogar Falschinformationen verbreiten.
In Zusammenarbeit mit dem Team von Dr. Jörg Haßler (LMU München) werden diese Fragen wöchentlich mit Hilfe einer "Live"-Inhaltsanalyse von Facebook-Posts und -Werbeanzeigen der Bundestagsparteien (CDU, CSU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD, FDP, AfD, Die Linke) sowie ihrer Spitzenkandidierenden beantwortet. Die wöchentlichen Auswertungen werden auf der jeweiligen Projektseite veröffentlicht: Auswertungen der Posts und Auswertungen der Werbeanzeigen.
Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Marcus Maurer, Dr. Simon Kruschinski